Nicht fachgerechter Einbau von Fenstern – Ursachen, Folgen und Gutachterbewertung
Auftrag und Ausgangssituation
Der Auftraggeber wandte sich an mich, nachdem bei einem Neubauprojekt Undichtigkeiten und Zuglufterscheinungen an mehreren Fensterelementen festgestellt worden waren.
Bei einer Ortsbegehung zeigte sich, dass es sich um Aluminiumfenster handelte, die im Zuge der Rohbaumontage eingebaut worden waren. Bereits nach kurzer Nutzungsdauer traten Feuchtigkeitseintritte und Kondensatbildung auf.
Dieses Fallbeispiel zeigt typische Schäden durch einen nicht fachgerechten Fenstereinbau – von Undichtigkeiten über Wärmebrücken bis hin zu Schimmelbildung.
Festgestelltes Schadensbild
- Fehlende oder unsachgemäße Abdichtung der Anschlussfugen
- Wärmebrücken im Laibungsbereich durch nicht durchgängige Dämmung
- Unzureichende Befestigung der Fensterrahmen an der tragenden Konstruktion
- Undichte Anschlussfugen im Bereich der Fensterbänke
- Teilweise falsche Montage der Dichtprofile und Fehlstellen in der Folienverklebung
Die Schadensbilder führten zu Tauwasserbildung, Schimmelansatz im Anschlussbereich sowie zu einem erhöhten Energieverlust.
Ursachenanalyse
Die Ursachen lassen sich auf mehrere Ausführungsfehler zurückführen:
- Nichtbeachtung der Herstellervorgaben für den Einbau von Aluminiumfenstern gemäß DIN EN 14351-1.
- Fehlerhafte Abdichtung entgegen den Anforderungen der RAL-Montagerichtlinien („Leitfaden zur Montage“).
- Fehlende Trennung zwischen Innen- und Außendichtung, wodurch Feuchtigkeit ungehindert in den Anschlussbereich eindringen konnte.
- Mangelhafte Kontrolle während der Bauausführung – keine dokumentierte Abnahme der Abdichtungsarbeiten.
Normative Bewertung
Gemäß VOB/C ATV 18360 „Metallbauarbeiten“ und DIN 4108 Teil 7 (Wärmeschutz und Energieeinsparung) gilt:
Fensteranschlüsse müssen dauerhaft luftdicht und schlagregendicht hergestellt werden.
Die Montage darf keine Wärmebrücken verursachen und ist nach den Regeln der Technik auszuführen.
Diese Anforderungen wurden an mehreren Stellen nicht erfüllt.
Im Sinne der DIN EN ISO 9001 (Qualitätssicherung) wäre eine Zwischenprüfung während der Montage zwingend erforderlich gewesen.
Folgen des Mangels
- Energieverluste durch Wärmebrücken
- Schimmelbildung und Materialschäden im Anschlussbereich
- Minderung des Schallschutzes
- optische Beeinträchtigungen
- eingeschränkte Gebrauchstauglichkeit der Fenster
In Einzelfällen kann ein unsachgemäßer Einbau auch statische Risiken verursachen, insbesondere bei großformatigen Fensterelementen.
Empfohlene Maßnahmen
- Rückbau der betroffenen Anschlussbereiche
- Neuherstellung der inneren und äußeren Abdichtung nach RAL-Montagerichtlinie
- Kontrolle der Befestigungspunkte gemäß Hersteller-Montageanleitung
- Dokumentation der Abdichtungsarbeiten mit Fotos und Prüfprotokoll
- ggf. ergänzende Wärmedämmung im Laibungsbereich
Für zukünftige Bauvorhaben ist eine Baubegleitung durch einen Sachverständigen zu empfehlen, um Montagefehler frühzeitig zu erkennen.
Zusammenfassung
Der festgestellte Mangel „nicht fachgerechter Einbau der Fenster“ stellt einen wesentlichen Ausführungsfehler dar.
Die Nichteinhaltung der anerkannten Regeln der Technik führt zu Feuchtigkeitsschäden, Energieverlusten und eingeschränkter Nutzbarkeit.
Ein fachgerechter Einbau nach DIN EN 14351-1, DIN 4108 und den RAL-Montagerichtlinien hätte diese Schäden verhindert.
Hinweis des Sachverständigen
Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Metallbauerhandwerk beurteile ich die Ausführung von Fenster-, Tür- und Fassadenarbeiten unabhängig, nachvollziehbar und auf Basis der geltenden Normen und Fachregeln.
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