Fallbeispiel 11: Kunststofffenster

Nicht fachgerechte Ausführung und Montage von Kunststofffenstern – Ursachen, Folgen und Bewertung durch den Sachverständigen – Gutachten für Kunststofffenster – typische Schäden und Fehlmontagen

Auftrag und Ausgangssituation

Ein privater Bauherr beauftragte mich aufgrund wiederkehrender Probleme mit mehreren neu eingebauten Kunststofffenstern. Die Auffälligkeiten traten kurz nach dem Erstbezug des Gebäudes auf und betrafen Undichtigkeiten, verzogene Flügel, Fehlfunktionen der Beschläge sowie Kondensatbildung im unteren Rahmenbereich.

Während der Ortsbesichtigung stellte ich fest, dass es sich um moderne Mehrkammer-Kunststofffenstersysteme mit 3-fach-Verglasung handelte, die im Rahmen eines Sanierungsprojekts montiert worden waren. Bereits beim ersten Funktionscheck zeigten sich mehrere erhebliche Ausführungsfehler.

Festgestelltes Schadensbild

Typische Mängel, die festgestellt wurden:

  • Verzogene Flügel und Rahmenprofile – aufgrund falscher Lagerung und mangelhafter Montage
  • Undichte Anschlussfugen – fehlende oder unzureichende innere und äußere Abdichtung
  • Kondensatbildung und Feuchtigkeit im unteren Rahmenbereich
  • Fehlerhafte Verriegelung und schwergängige Beschläge
  • Falsches Aufmaß → unzureichende Einbauluft und Pressungen im Rahmen
  • Nicht ausreichend verschraubte oder falsch gesetzte Befestigungspunkte
  • Beschädigter Glasrandverbund (häufig durch unsachgemäßes Einsetzen des Glases)
  • Wärmebrücken durch fehlende Dämmung in den Laibungen

Diese Mängel führten zu Funktionsstörungen, Zugerscheinungen, erhöhtem Wärmedurchgang und lokalen Feuchtigkeitsproblemen.

Ursachenanalyse

Fehlerhaftes Aufmaß: Das Aufmaß wurde unzureichend durchgeführt. In mehreren Fällen standen die Rahmen unter Spannung oder hatten zu wenig Einbauluft. Dies führt regelmäßig zu verzogenen Flügeln und Funktionsstörungen.

Nicht fachgerechte Abdichtung: Die Abdichtung entsprach nicht den Vorgaben der RAL-Montagerichtlinie (RAL-GZ 695) und nicht DIN-konformen Einbauanforderungen:

  • – innere Abdichtung (luftdicht) nicht vorhanden
  • – äußere Abdichtung (schlagregendicht, diffusionsoffen) mangelhaft
  • – fehlende Trennung zwischen Innen- und Außendichtung

Feuchtigkeit konnte ungehindert in die Anschlussbereiche eindringen.

Fehlerhafte Befestigung: Teilweise wurden zu wenige Rahmendübel gesetzt oder falsch positioniert. Dadurch kommt es zu Verzug, Undichtigkeiten und mangelnder Stabilität.

Unsachgemäße Montage der Beschläge: Nicht eingestellte oder fehlerhaft verbaute Beschlagteile führten zu Funktionsproblemen.

Fehler beim Glasereinbau: Es fanden sich Pressungen auf dem Glasrandverbund sowie nicht korrekt gesetzte Glas-Klötze.
Dies gefährdet die Lebensdauer der Isolierverglasung.

Normative Bewertung

Relevante Regelwerke:

  • DIN EN 14351-1 – Leistungseigenschaften von Fenstern und Türen
  • RAL-Montagerichtlinie – Leitfaden zur Montage
  • DIN 4108-7 – Luftdichtheit der Gebäudehülle
  • VOB/C ATV 18360 – Metallbauarbeiten / Fensterarbeiten
  • DIN EN 1627–1630 – Einbruchhemmung (bei einbruchhemmenden Kunststofffenstern relevant)

Die Prüfung zeigte, dass mehrere dieser Normen und Regeln der Technik nicht eingehalten wurden, insbesondere:

  • fehlende Luftdichtheit
  • mangelnde Schlagregendichtheit
  • fehlende wärmebrückenfreie Ausführung
  • fehlerhafte mechanische Befestigung

Folgen der Mängel

Ich empfahl folgende Schritte:

  1. Rückbau fehlerhafter Fensteranschlüsse inkl. vollständiger Wiederherstellung der inneren und äußeren Abdichtung nach RAL.
  2. Korrektur der Befestigung Nachträgliche, normgerechte Befestigung gemäß Herstellerangaben.
  3. Funktions- und Beschlagkorrektur Neujustierung sämtlicher Beschläge, ggf. Austausch defekter Bauteile.
  4. Behebung der Wärmebrücken Anpassung der Dämmung im Laibungsbereich.
  5. Dokumentation Fotodokumentation und Abnahmeprotokoll nach Abschluss.

Empfehlung Für zukünftige Projekte empfehle ich eine baubegleitende Qualitätskontrolle, um Ausführungsfehler frühzeitig zu vermeiden.

Zusammenfassung

Der Fall zeigt typische Schäden bei Kunststofffenstern, die durch nicht normgerechte Montage und fehlende Abdichtung entstehen.
Die Kombination aus falschem Aufmaß, unzureichender Abdichtung, fehlerhafter Befestigung und Beschlagsproblemen führte hier zu erheblichen Funktions- und Feuchtigkeitsschäden.

Eine fachgerechte Ausführung nach DIN EN 14351-1, DIN 4108 und RAL-Montagerichtlinie hätte diese Schäden verhindert.

Hinweis des Sachverständigen

Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Metallbauerhandwerk erstelle ich unabhängige Gutachten zu Kunststoff-, Aluminium- und Metallfenstern – einschließlich Prüfung von Montagequalität, Dichtheit, Wärmeschutz und Beschlagtechnik.

Weiterführende Informationen

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